Es war ein langer Weg, bis die Zulassung von Spielgemeinschaften im überregionalen Spielbetrieb des Boßel-Landesverbandes Ostfriesland seine Umsetzung fand. Was in anderen Sportarten längst üblich ist, hält nun auch Einzug in den Friesensport.
Ein erster Antrag auf Zulassung wurde vor zwei Jahren auf der Jahreshauptversammlung des Friesischen Klootschießerverbandes (FKV) noch mehrheitlich abgelehnt. Eine modifizierte Version dieses Antrages fand schließlich ein Jahr später eine Mehrheit, wurde in den Fachausschuss Boßeln delegiert, wo das Reglement erarbeitet und schließlich verabschiedet wurde. Nachzulesen sind die neuen Bedingungen nun im sogenannten „Blauen Buch“, dem offiziellen Regelwerk des FKV.Spielgemeinschaften müssen beantragt werden
Wollen zwei Vereine eine Spielgemeinschaft überregional ins Rennen schicken, muss diese jährlich neu beantragt und genehmigt werden. Download hier: Download SG Antrag.Anschließend prüft die Passtelle des jeweiligen Kreisverbandes, dass in beiden Vereinen eine gewisse Anzahl aktiver Werfer nicht überschritten wird. Bei Meldung einer Männer I 16er Spielgemeinschaft, darf z.B. keiner der beiden Vereine mehr als 16 aktive Werfer in seinen Reihen haben, bei Meldung einer 8er Spielgemeinschaft dürfen logischerweise nicht mehr als acht aktive Werfer im Verein vorhanden sein.
Aktuell sind es vier ostfriesische Vereine, die sich zusammenschlossen, um in der kommenden Saison gemeinsam auf Punktejagd zu gehen. In der Bezirksklasse der Männer I wird die SG Wiesederfehn-Wiesede starten. Da die Fehntjer als erstgenannter Verein die Führung der SG übernahmen, werden die Wettkämpfe auf dem Hopelser Weg ausgetragen, der Heimstrecke von „Hier up an“. Welche Dynamik und Möglichkeiten die Zulassung von Spielgemeinschaften den Vereinen bietet, beweist die Tatsache, dass beide Clubs nun über genügend Personal verfügen, um neben der 16er Männer I auch erstmals eine 8er Männer II Mannschaft für den kreisverbandsübergreifenden Spielbetrieb stellen zu können, sowie ein 8er Team in der Männer I Kreisliga. Die letztgenannte Mannschaft setzt sich aus vier B-Jugend-Werfern, vier Männer-II-Werfern und zwei Akteuren der Altersklasse Männer I zusammen. Sowohl die Jugendlichen, als auch die Männer-II-Werfer hätten mit je vier Spielern nicht am Spielbetrieb teilnehmen können.
Die Angst vor Neuerungen
Wie immer bei Neuerungen wird es seine Zeit brauchen, bis alle Friesensportler diese akzeptieren. Natürlich machte schnell der Begriff von Wettbewerbsverzerrung, Unsportlichkeit oder sogenannten „Übermannschaften“, die alles in Grund in Boden werfen die Runde.
Die neugegründete Männer-II-SG aus Wiesederfehn und Wiesede ist beispielsweise sehr prominent besetzt und musste als neues Team dennoch ganz unten in 3. Kreisliga der Männer II einsteigen und scheint dort konkurrenzlos zu sein. Dies zeigen die ersten Begegnungen, die allesamt zweistellig gewonnen wurden. Der Weg dieser Mannschaft, der viele Betrachter der Szene durchaus Landesliga-Niveau zusprechen, in die Königsklasse ist lang. Es müssten zunächst einmal zwei Aufstiege realisiert werden, um in die 1. Kreisliga aufzurücken. Dann müsste man hier mindestens Vize-Meister werden, um in der höchsten ostfriesischen Liga dieser Altersklasse dabei sein zu können. Es wird also eine Zeitspanne von zwei bis drei Jahren benötigen, bis sich die Spielstärke in den einzelnen Klassen eingependelt haben wird.
Langer Weg bis in die Landesliga
Das es drei Kreisligen in dieser Altersklasse gibt, ist der Tatsache geschuldet, dass letztendlich nun auch die Vereine aus dem Kreisverband Esens mit von der Partie sind. Im Gegensatz zum Vorjahr wurden dort zur neuen Saison wesentlich weniger Mannschaften gemeldet. Ein Spielbetrieb mit fünf Teams war den Vereinen zu unattraktiv, so dass die Verantwortlichen ihren bisherigen Widerstand aufgaben und sich dem neuen ostfriesischen Modell des kreisverbandsübergreifenden Spielbetriebs anschlossen. Dieses Modell hat einen weiteren positiven Nebeneffekt: Ab der übernächsten Saison kann dadurch auf die ungeliebten Aufstiegskämpfe, die zur Teilnahme an den Wettbewerben der ostfriesischen Landesligen berechtigen, verzichtet werden, weil Meister und Vize-Meister den verdienten Lohn nach einer erfolgreichen Spielzeit einheimsen und dann direkt aufsteigen.
Als weitere Spielgemeinschaft meldeten mit Etzel und Marx zwei weitere Friedeburger Vereine ein gemeinsames Team für die Staffel III der Männer I Regionalliga. Nach langer Abstinenz können somit beide Traditionsvereine wieder mit einer 16er Mannschaft am Spielbetrieb teilnehmen und mit den freigesetzten Kapazitäten eventuelle Personalprobleme in den höheren Altersklassen beheben.
Text: HWI